Liebe Konzertbesucher,
Musiker reisen zwischen zwei verschiedenen Welten. Als Konzertpianistin durchlebe ich das selbst und beobachte es auch an meinen Schülern und Studenten.
In der Studierstube sind wir allein. Wir erarbeiten die Werke, überwinden technische Probleme, lassen Interpretationen wachsen.
Die andere Welt ist das Konzertpodium, auf dem wir das Publikum spüren und es mit ihm im besten Falle einen gegenseitigen Austausch gibt.
Festivals wie dieses sind ideale Gelegenheiten dafür, sich darin auszuprobieren. Der Wechsel
zwischen den beiden Welten formt mit der Zeit den Künstler.
Das Repertoire ist ein wichtiger Schlüssel dafür und hilft den Musikern, ihren eigenen Weg zu finden. Es will sinnvoll aufgebaut und erweitert werden. Auch sollten dabei besondere, selten
gespielte Werke berücksichtigt werden.
Aber meist wird hier auf Sicherheit gegangen -
die Auswahl ist oft vorhersehbar. Mut, Risiko und das richtige Bauchgefühl bringen neue, eigene Facetten. Sie helfen, sich zu profilieren.
Die Musik von Nikolaj Medtner ist dazu, abseits des Üblichen, ein echte Empfehlung. Medtner fordert!
Die Komplexität seiner Werke will tief durchdrungen werden, und sein besonderer Umgang mit dem Klavier bedarf einer außerordentlichen Klangkontrolle.
Beim Berliner Festival 2018 präsentieren junge Künstler Medtners Werke, und ich wünsche ihnen, dass sich ihr Mut auszahlt und sie, wie auch die Initiatoren, auf sich aufmerksam machen können.
Deshalb von Herzen alles Gute für das erste Festival!
Ihre
Lilya Zilberstein
Pianistin, Professorin der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien