Karl Petrowitsch Medtner, der Vater von Nikolaj vor der Februar-Revolution
Alexandra Karlowna Medtner (geb. Goedicke) in jungen Jahren
Der russische Pianist und Komponist Nikolaj Medtner wurde am 24. 12. 1879 - nach julianischem Kalender - bzw. am 5. Januar 1880, am russischen Weihnachtsabend, in Moskau geboren. Er wuchs in einem anregenden musischen Umfeld auf. Sein Vater, im estländischen Pärnu geboren, siedelte als Direktor einer Textilfabrik nach Moskau über, war kulturell sehr interessiert und Nikolajs Mutter, hat deutsche Wurzeln. Sie stammte aus einer Familie, die vielfältige Verbindungen in die Literatur und Musik hatte.
So war einer ihrer Vorfahren ein Zeitgenosse Puschkins und einer war ein Freund Goethes und Regisseur am Kaiserlichen Deutschen Hoftheater in St. Petersburg. Ein Onkel mütterlicherseits, Fjodor Karlowitsch hatte eine Professur für Orgel am Moskauer Konservatorium inne und sein Cousin, Alexander Goedicke, war als Komponist der Moskauer Schule geachtet.
Nikolaj Medtner um 1920
Medtner erhielt seinen ersten Klavierunterricht von seiner Mutter, mit zehn Jahren wechselte er zu seinem Onkel Fjodor und mit zwölf trat er in das Moskauer Konservatorium ein. Vieles deutete früh daraufin, dass er einmal Musiker werden würde.
Er studierte bei Pabst, Sapelnikov und Sanonov und erhielt 1900 die Goldene Medaille beim Internationalen Rubinstein Klavier-Wettbewerbs in Wien gewann er den ersten Preis mit der Aufführung von Anton Rubinsteins Fünften Klavierkonzert und wurde für eine Konzerttournee mit seinem Lehrer Safonov ausgewählt.
Zu diesem Zeitpunkt entschied er ermutigt von Taneyev, die Tour abzubrechen und sich ganz der Komposition zuzuwenden. In dieser Phase erschienen auch die ersten seiner frühen Arbeiten im Druck
Während dieser frühen Jahre lebte Medtner noch bei seinen Eltern und wurde stark durch seinen älteren Bruder Emil beeinflusst. Nikolaj Medtner war das jüngste von insgesamt fünf Kindern. Nach Emil kam Karl, für den eine Karrierer im Unternehmen des Vaters vorgesehen war, dann Alexander, ein Geiger und später Dirigent. Seine einzige Schwester, Sophie, war zwei Jahre älter als Nikolaj.
Nikolaj Medtner (links), Anna Michajlowna und Emil Medtner, 1914, vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges auf der Krim.
Nikolaj fühlte sich zu Emils junger Frau, Anna Mikhailovna Bratensky, stark hingezogen. Eine junge Geigerin, die Schülerin des tschechischen Geigers und Musikpädagogen Jan Hrimaly war. Dieser war seit 1874 Professor am Moskauer Konservatorium. Und Emil war sich der besonderen Situation durchaus bewusst, verhielt sich aber generös und später verständnisvoll.
Die Umstände während des Krieges brachten es nämlich mit sich, dass Emil in Deutschland interniert war, wo er auch studiert hatte und von wo er nach seiner Entlassung in die Schweiz ging. Medtner konnte mit seinem Einverständnis Anna 1918 in den Nachwehen der Revolution heiraten.
In den Jahren vor 1917 war er kurzzeitig Klavierlehrer am Moskauer Konservatorium, wo er 1910 nach nur einem Jahr wieder austrat, um seine inzwischen wirtschaftlich gewordene Karriere als Pianist und Komponist intensiver weiterführen zu können und seinen zunehmenden Aufgaben als Beirat der Koussevitzky's Edition Russe nachkommen zu können.
In dieser Zeit entwickelte sich eine enge Freundschaft mit Sergej Rachmaninow, der die Medtner's als Vertreter Koussevitzkys besuchte und gerade zu einem der führenden Dirigenten in der Welt aufstieg. Koussevitzky wurde zu Medtners Verleger .
1914 nahm Medtner seine Lehrtätigkeit am Konservatorium wieder auf, während er seine Konzerttätigkeit ausbaute, vor allem durch die Zusammenarbeit mit Koussevitzky's Orchester, der in auch großzügig honorierte. Während des Krieges schrieb Medtner sein erstes Klavierkonzert, das 1918 uraufgeführt wurde.